Alleskönner Pflanzenfarbe? Jein!
Wollte der Mensch Farbe im Leben, genauer gesagt am Sonntagsrock, gab es tausende Jahre lang nur eine Möglichkeit - den Färberkessel. Bestückt meist mit pflanzlichen oder seltener mit tierischen Färbemitteln war er das Zentrum aller Farbmagie. Bis heute haben pflanzlich gefärbte Kleidungsstücke eine ganz besondere Ausstrahlung. Schwierig wird es nur, wenn wir versuchen sie mit unseren modernen chemisch-synthetischen Färbemitteln zu vergleichen.

Eine der ersten Fragen,wenn es um pflanzlich gefärbte Garne oder Stoffe geht ist immer: "Hält das beim Waschen?" Tja, meine Lieben, da kann ich nur Jein sagen.
Ja, die Färbungen halten beim Waschen. Zumindest wenn der oder die FärberIn die richtige Pflanze verwendet und die Fasern sorgfältig vorbereitet hat. Nein die Färbungen halten nicht, wenn wir sie so waschen, wie viele das von modernen Kleidungsstücken gewohnt sind.
Für Pflanzengefärbtes gilt: Mildes Waschmittel, keine Aufheller und Tenside, wenig Reibung (am Besten mit der Hand), kein Wäschetrockner und im Idealfall so selten wie möglich waschen. Mittelalterlich, sorgfältig und mit ein bissi Liebe eben ;)
Ist Frage eins geklärt, schieben textilaffine Menschen gern noch nach: "Bleicht das leicht aus?" Und wieder kann ich nur mit Jein antworten:
Ja, Pflanzenfarben bleichen (mitunter) rascher aus als chemisch synthetische Farben. Nein Pflanzenfarben sind lange brilli ant, wenn wir sie pfleglich behandeln.
Auch hier kommt es stark auf die Wahl der Pflanze, die Vor- sowie Nachbereitung der Färbung und das Ausgangsmaterial an. Das alles liegt zuerst einmal in der Hand der FärberInnen. Die TrägerInnen haben dann die Aufgabe ihre neuen Lieblingsstücke nicht in der Sonne zu trocknen, darauf zu achten, dass sie nicht zu lang an sonnigen Kleiderstangen herumhängen und bei Nichtgebrauch dunkel lagern.
Pflanzengefärbtes lehrt uns also ein großes Maß an Achtsamkeit, die wir im Umgang mit der modernen "Wegwerfmode" oft verlernt haben. Und Ja, Kleidung die mit Pflanzen gefärbt wurde, hat ein besonderes Eigenleben. Wie der Mensch verändert sie sich mit dem Alter. Aber ebenso wie wir, wird sie nicht "unschön" sondern einfach anders. Besonders!